Apple schockt die Online-Werber und China investiert wieder
25. Oktober. Die Berichtssaison erreicht in dieser Woche ihren Höhepunkt, hat aber bisher schon zu einigen Ausschlägen geführt. Zwar haben die meisten Plattformen in der vergangenen Woche an Wert zugelegt, doch die Rückschläge für die werbefinanzierten Plattformen wie Snap oder Facebook haben den Plattform-Index um 1 Prozent auf 4160 Punkte zurückfallen lassen.
Tesla, nach dem Einstieg in den Strommarkt erkennbar auf dem Weg zu einem Plattform-Modell, ist nach starken Zahlen auf einem Allzeithoch angekommen. Der Aufstieg zeigt sich auch im neuen Ranking von Interbrand: Keine Marke hat in den vergangenen zwölf Monaten so viel an Wert gewonnen wie Tesla.
Überhaupt kommen 16 der 20 Unternehmen mit den größten Zuwächsen aus der Plattform-Welt – oder sind auf dem Weg dorthin.

Snap: -29 Prozent
Der scharfe Wettbewerb der Plattformen untereinander führte aber auch zu einigen Kollateralschäden. Aktuell im Mittelpunkt: Apple gegen die Online-Werber. Zwar haben die Werbeplattformen in der Vergangenheit schon vor den Folgen von Apples Tracking Transparenz (ATT) gewarnt. Doch am Aktienmarkt sind die Effekte erst jetzt angekommen: Die Snap-Aktie rauschte in der vergangenen Woche um 29 Prozent nach unten. Eigentlich lag der Umsatz von Snap aufgrund der ATT-Effekte im dritten Quartal nur knapp unter der prognostizierten Spanne. Da aber auch der Ausblick enttäuschte, drückten die Anleger auf den Verkaufsknopf und zogen andere werbefinanzierte Plattformen wie Facebook (- 8 Prozent) und Twitter (- 7 Prozent) mit in den Keller. Ungeachtet dessen bleibt Snap aber auf Wachstumskurs und im Fondsportfolio.
Zwar soll ATT den Nutzern mehr Privatsphäre bringen, weil die App-Anbieter explizit um Erlaubnis für das Tracking der Nutzer fragen müssen, doch parallel – und sicher nicht unbeabsichtigt – hat Apple auf diese Weise sein eigenes Werbegeschäft gestärkt. Nach einem FT-Bericht hat Apple seinen Anteil an den App-Installs seit Einführung dieser Privacy-Änderung im April von 20 auf 60 Prozent verdreifacht - vor allem zu Lasten von Facebook. Die Quartalszahlen von Facebook werden daher mit einiger Spannung erwartet, zumal Facebook-Manager Nick Clegg die Beschäftigten am Samstag auf mehr schlechte Nachrichten in den kommenden Tagen vorbereitet hat, wie Axios berichtet. Mit einer neuen Strategie und einem neuen Namen („Metaverse“) will Mark Zuckerberg allerdings wieder in die Offensive kommen. Am Montagabend wissen wir mehr.

Pinterest: + 10 Prozent
Pinterest hätte wie alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf Online-Werbung basiert, eigentlich auch abgestraft werden müssen, profitierte aber (vorübergehend) vom kolportierten Übernahmeinteresse von PayPal – ein Deal, dessen Logik den Anlegern nicht besonders gefiel, denn auch die PayPal-Aktie (-10 Prozent) gehörte zu den Verlierern der Woche. Inzwischen hat PayPal dementiert, an einer Übernahme von Pinterest aktuell interessiert zu sein, was den Kurs sofort wieder hochgetrieben hat und Pinterest wieder hat zurückfallen lassen. Dennoch würde eine Akquisition in die Strategie von PayPal passen. PayPal ist auf dem Weg zur Super-App nach dem Vorbild von Alipay, Tencent und Meituan – und auf diesem Weg wäre Pinterest eines der größten Ziele auf dem Markt, zumal die Foto-Plattform gerade in den Online-Handel eingestiegen ist. Nach Berechnungen von McKinsey wurden in den Superapps schon Zahlungen für 36 Milliarden Dollar abgewickelt, vor allem in China. PayPal will diesen Markt außerhalb Chinas besetzen – bevor es die Chinesen selbst in die Hand nehmen.
Zudem hätte die Übernahme in den Kaufrausch der „Next-Gen-GAFAs“ gepasst, also der nächsten Generation der Mega-Plattformen, die noch anorganisch wachsen dürfen, während die Original-GAFAs von den Regulatoren wohl keine großen Akquisitionen mehr genehmigt bekommen.
Kuaishou: + 21 ProzentGewinner der Woche waren die chinesischen Plattform-Aktien. Auslöser war ein Bloomberg-Bericht, wonach die chinesische Regierung ein Ende der Regulierungsoffensive bis Jahresende in Aussicht gestellt hat. Da sich die Signale in diese Richtung verdichten, greifen die Anleger bei den attraktiv bewerteten China-Plattformen wieder zu: Kuaishou (+21 Prozent), Alibaba Health (+18 Prozent), Bilibili (-17 Prozent) und die Full Truck Alliance (+16 Prozent) gehörten zu den Aufsteigern der Woche. Auf Sicht eines Monats sind auch Renren (+88 Prozent) und KE Holding (+51 Prozent) wieder deutlich auf Erholungskurs.
Alibaba: + 6,5 Prozent
Erkennbar wird die Rückkehr der Zuversicht auch an den Investitionen. Alibaba baut das Cloud-Geschäft aus und eröffnet neue Paketsortierzentren in Spanien, Frankreich, Deutschland und Italien, um auch den chinesischen Anbietern den Weg Richtung Europa zu ebnen. Die vier Zentren verfügen zusammen über eine maximale tägliche Sortierkapazität von 500.000 Paketen, die bis März nächsten Jahres verdoppelt werden soll. Zudem startet Alibaba als Reaktion auf den Erfolg von Shein die Fast-Fashion-Plattform Allylikes in den USA und Europa.
In dieser Woche könnten die Quartalszahlen der großen Plattformen für weitere Bewegung sorgen. Bei Apple steht die Frage im Mittelpunkt, ob es zu Verzögerungen bei der Auslieferung des iPhone 13 kommen wird und ob der selbstgeschaffene Aufschwung im Werbegeschäft schon in der Bilanz durchschlägt. Unter den globalen Lieferengpässen könnten auch Google, Facebook und Amazon im vierten Quartal leiden, wenn die werbetreibenden Unternehmen aufgrund von Lieferschwierigkeiten im Weihnachtsgeschäft weniger Geld in Werbung investieren sollten. Die schwierigen ökonomischem Rahmenbedingungen könnten damit auch die Plattformen erfassen.