ChatGPT erobert die Plattform-Welt
14. Februar. Der KI-Textroboter ChatGPT wirbelt die digitale Welt durcheinander – und schlägt auch in der Plattform-Welt auf. Die Ankündigung von Microsoft, ChatGPT in seine Suchmaschine Bing und seinen Browser Edge einzubauen, hat die Aktie beflügelt – und gleichzeitig den Rivalen Google unter Druck gesetzt. Dessen Antwort kam schnell, überzeugte jedoch nicht, was zu kräftigen Abschlägen an der Börse führte. Denn Google steckt im Innovator’s Dilemma: Wenn die KI direkt die Antworten – statt bezahlter Links – liefert, steht das Werbegeschäft zur Disposition, das den Großteil des Google-Umsatzes ausmacht. Microsofts Umsatz kommt dagegen nur zu etwa 5 Prozent aus dem Werbegeschäft, so dass der Softwarekonzern das neue Geschäftsfeld ohne Rücksicht auf Verluste hochziehen kann. Dass Microsoft sich gerade mit 10 Mrd. Dollar bei der ChatGPT-Muttergesellschaft OpenAI eingekauft hat, unterstreicht die Ambition des Konzerns, die Hand auf das nächste große Ding der digitalen Welt zu halten. ChatGPT soll auch in der Cloud-Plattform Azure eine wichtige Rolle spielen, indem Unternehmen ihre Daten mit der KI verknüpfen.
Mehr Details zum neuen Zweikampf zwischen Microsoft und Google gibt es im FAZ-Podcast Digitec im Gespräch mit Alexander Armbruster.
Microsoft gehörte mit einem Zuwachs von 5,4 Prozent zu den Plattform-Aktien der Woche, die ansonsten wegen starker Konjunkturzahlen unter der wieder aufflammenden Zinsangst gelitten haben. Der Plattform-Index gab in der vergangenen Woche um 1,9 Prozent nach.

Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Uber: +1 Prozent
Uber hat seinen Umsatz im vierten Quartal stärker als erwartet gesteigert und sogar einen Gewinn ausgewiesen, obwohl mit einem Verlust gerechnet worden war. Das Modell, den Taxidienst mit den Essenlieferungen und dem Frachtgeschäft auf einer Plattform zu koppeln, funktioniert immer besser.

PayPal: -1,8 Prozent
Der Zahlungsdienst hat mit seinen Zahlen für die vierte Quartal die Erwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis übertroffen. Die Aktie war daraufhin um etwa 5 Prozent gestiegen, bevor die Zinsangst zum Ende der Woche die Gewinne wieder pulverisierte. CEO Dan Schulman kündigte seinen Ruhestand zum Ende des Jahres an. Insgesamt sieht er PayPal gut positioniert, nachdem viele aufstrebende Wettbewerber im vergangenen Jahr kräftig unter Druck geraten sind.

In dieser Woche richten sich nun alle Augen auf die neuen Inflationszahlen in den USA, die Aufschluss über den weiteren Zinskurs der US-Notenbank geben. Da der Inflationsdruck zuletzt auch in Europa stark nachgelassen hat, hoffen die Anleger nun ebenfalls auf Entspannung in der Notenbank und weiter steigende Kurse.
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