Chinesische Plattformen erholen sich weiter
7. Juni: Nach der scharfen Korrektur erholen sich die chinesischen Plattform-Akten wieder. In den vergangenen vier Wochen haben die großen Plattformen bis zu 42 Prozent zugelegt. Die Gründe dafür liegen in der Hoffnung auf ein Ende der scharfen Regulierung, wie das Beispiel Didi Global zeigt. Der Einstieg eines staatlichen Autoherstellers und das bevorstehende Ende der Datenschutzuntersuchung werden als klares Zeichen interpretiert, dass die chinesische Regierung die Plattformen als Wachstumslokomotiven braucht, um das schwache Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zu beschleunigen. Zudem lassen Lockerungen der strikten Corona-Politik in Shanghai und Peking auf eine Normalisierung des Wirtschaftslebens schließen.

In den Vereinigten Staaten profitierte Salesforce von starken Quartalszahlen und die Online-Händler/Online-Werber von einer robusten Konjunktur, die aus guten Arbeitsmarktzahlen abgeleitet wurden. Trotzdem hat Microsoft die Prognose für das aktuelle Quartal gesenkt, da sich viele Unternehmen mit Sparprogrammen auf eine abkühlende Konjunktur vorbereiten. Angetrieben wurde diese Befürchtung von Tesla-Chef Elon Musk, der auf sein „sehr schlechtes Gefühl“ in einer E-Mail an seine Belegschaft zunächst mit einem globalen Einstellungsstopp reagierte, den er aber später wieder revidierte: Die Fabriken werden weiter aufgestockt; nur der Anteil der Beschäftigten in der Verwaltung solle reduziert werden. Trotzdem: Das konjunkturelle Umfeld bleibt unsicher und lässt sich kaum vorhersagen, da zu viele Faktoren im Spiel sind: Steigende Zinsen sollen die Konjunktur drosseln, um die Inflationsrate wieder auf Normalniveau zu senken. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt leergefegt, so dass einerseits die private Nachfrage robust bleiben dürfte, andererseits die Unternehmen verstärkt in Automatisierung investieren. Da China gleichzeitig seine Zero-Covid-Strategie reduziert, könnten sich nun viele Lieferkettenprobleme lösen.
Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Didi Global: +18 Prozent
Nach einem Bericht des Wall Street Journal hat die chinesische Regierung die Cybersecurity-Untersuchung gegen Didi beendet, so dass die App wieder in die chinesischen App-Stores zurückkehren kann. Die Nachricht kommt genau ein Jahr nach Beginn der Untersuchung und ist ein weiterer Indikator, dass die strikte Regulierungsphase endet. Auch die Untersuchungen gegen die Logistik-Plattform Full Truck Alliance und die Recruiting-Plattform Kanzhun sollen laut WSJ enden.
Salesforce: +14 Prozent
Das Softwareunternehmen hat mit seinen Ergebnissen für das erste Quartal für eine positive Überraschung gesorgt. Der Gewinn lag über den Erwartungen und auch das Anheben der Gewinnprognose freute die Anleger mehr als die Enttäuschung über eine leicht reduzierte Umsatzprognose, die ebenfalls auf die Sparprogramme in den Unternehmen zurückgeführt werden kann.
Twitter: 0 Prozent
Elon Musk scheint offenbar die Lust an Twitter zu verlieren. Jedenfalls werden seine Tweets so interpretiert, dass es nach einem Grund sucht, sein Übernahmeangebot ohne finanziellen Schaden zurückziehen zu können. Zumindest die Tesla-Aktionäre und die Twitter-Nutzer wären erleichtert, wenn es so kommt.
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