Chinesische Aktien im Aufwind, Renren-Sprung um 75% und der Kaufrausch der nächsten GAFA-Generation
11. Oktober. Nach dem Kurssturz am vergangenen Montag haben die Plattform-Aktien die Verluste schrittweise wieder aufgeholt. Der Plattform-Index stieg in der vergangenen Woche um 0,3 Prozent auf 4058 Punkte. Für den Anstieg sorgten kleinere Werte wie die chinesische Social-Media-Plattform Renren oder Asana, während auf der anderen Seite die Online-Handelsplattformen wie MercadoLibre, die stark von der Corona-Krise profitiert haben, im Moment einen schweren Stand haben.
Für die chinesischen Plattform-Aktien keimte mit den Gesprächen zwischen den USA und China in der vergangenen Woche wieder Hoffnung auf ein Ende des „Tech Wars“ zwischen den beiden Ländern auf. Wenn sich US-Präsident Joe Biden und der chinesische Staatspräsident Xi Jinping in den nächsten Wochen erstmals wieder persönlich austauschen, könnte auch dieses Thema auf den Tisch kommen.
Der Markt hofft offenbar auf ein baldiges Ende der „Wild-East-Regulierung“, denn die Kurse der großen chinesischen Plattformen sind in der vergangenen Woche kräftig gestiegen. Alibaba (+12%), JD.com (+12) und Netease (+15%) legten zweistellig zu; Pinduoduo, Meituan, Didi oder Tencent immerhin zwischen 7 und 9 Prozent. Starinvestor Charlie Munger hat zuerst im Frühjahr und jetzt wieder in großem Stil in Alibaba investiert und auch im Reddit-Forum „Wallstreetbets“ war Alibaba eines der Hauptgesprächsthemen. Solange aber nicht klar ist, was Joe Biden und Xi Jinping bei diesem Treffen tatsächlich vereinbaren werden, bleibt die Hoffnung auf die große Wiederauferstehung der chinesischen Plattform-Aktien spekulativ. Aber immerhin gibt es jetzt ein Datum, das den Käufern chinesischer Papiere etwas Planungssicherheit zurückbringen könnte, nachdem sich viele Kurse in den vergangenen Monaten halbiert haben, wie der Nasdaq Golden Dragon China Index zeigt.

Entwicklung der Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Renren: +75 Prozent
Planungssicherheit bekamen die Aktionäre der chinesischen Social-Media-Plattform Renren schon am vergangenen Freitag, als ein Vergleich mit Insidern zu ihren Gunsten ausging.. Die Aktie machte einen Sprung um 44 Prozent und verstärkte die ohnehin gute Entwicklung des neuen Shooting-Stars auf dem chinesischen Social-Media-Markt. Die Renren-Aktie hat seit Jahresbeginn schon 400 Prozent zugelegt.
LendingClub: +9 Prozent
Den 470 Prozent Kurszuwachs innerhalb eines Jahres ließ Lendingclub in der vergangenen Woche weitere 9 Prozent folgen. Der Kurs der Kredit-Plattform ist allerdings im vergangenen Jahr deutlich gefallen, erholt sich nach der Anpassung des Geschäftsmodells und dem Kauf einer Bank aber sehr gut. Mehr Infos hier.
Facebook: -3,8 Prozent
„Nur“ 3,8 Prozent - die Horrorwoche hätte für die Facebook-Aktie auch übler ausgehen können. Der Totalausfall aller drei Netzwerke (Facebook, Instagram und Whatsapp) lieferte die Steilvorlage für die Senatsanhörung der Whistleblowerin Frances Haugen. Deren Kernaussage „Facebook stellt seinen Profit über das Wohl seiner Nutzer“ konnte zwar niemanden ernsthaft überraschen, aber es noch einmal so deutlich aus dem Inneren des Unternehmens zu hören, war Wasser auf die Mühlen der Zerschlagungsbefürworter. Eine große Umfrage unter US-Teenagern, die nicht nur Snapchat als ihr wichtigstes Kommunikationstool nannten, sondern auch erstmals TikTok vor Instagram einsortierten, machte die Woche für Mark Zuckerberg auch nicht besser. Zumal die Stimmung unter den US-Amerikanern sich immer stärker gegen Facebook richtet: Inzwischen sind schon 31 Prozent der Amerikaner der Meinung, Facebook habe einen negativen Einfluss auf die Gesellschaft. Alle anderen großen Plattformen sind deutlich beliebter, wie eine Umfrage von The Verge zeigt.

Da Facebook schon negative Auswirkungen der Anti-Tracking-Initiative von Apple angedeutet hat, steigt nun die Spannung vor den Quartalszahlen, die am 25. Oktober veröffentlich werden.
Der Kaufrausch der nächsten GAFAM-Generation
Die Zeit der großen "Killer-Akquisitionen", mit denen ernste Wettbewerber vom Markt gekauft werden, bevor sie Schaden anrichten können, sind für die großen Plattformen vorbei. Die Genehmigungen für Facebook, um Whatsapp zu übernehmen, Googles Kauf von Doubleclick oder Amazons Griff nach Wholefoods würden heute aus regulatorischen Gründen wohl nicht mehr erteilt werden. Dafür holt nun die 2. Generation zum großen Kaufrausch aus: Salesforce hat Slack gekauft, Square hat bei Afterpay zugeschlagen, Intuit bei Mailchimp, PayPal bei Paidy und der Merger Gojek/Tokopedia fällt ebenfalls in diese Kategorie. Damit könnten die Unternehmen den Wachstumsturbo zünden, der in den vergangenen zehn Jahren die heutigen GAFAMs groß gemacht hat. Untätig bleiben die GAFAMs aber trotzdem nicht: Sie übernehmen im Rekordtempo kleinere Firmen für weniger als 1 Mrd. Dollar, die bei den Regulatoren (noch) durchs Raster fallen. 264 Mrd. Dollar haben sie für diese Unternehmen seit Jahresbeginn ausgegeben.

Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen können die hier erwähnten Aktien besitzen bzw. sind bereits z.B. über ein Investmentvehikel in diese Aktien investiert. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und stellt eine freie Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachten Sie auch unsere
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