Die Hoffnungen ruhen nun auf Apple und Microsoft
24. Januar 2022. Die Angst vor einer Verschärfung der Zinspolitik der amerikanischen Notenbank, steigende Anleiherenditen und der Konflikt um die Ukraine haben den Ausverkauf an den Börsen in der vergangenen Woche beschleunigt, der längst nicht mehr nur die unprofitablen Tech-Werte betrifft. Inzwischen werden auch die Aktien der Schwergewichte abgestoßen: Die Netflix-Aktie ist nach einem unerwartet schwachen Ausblick um mehr als 24 Prozent gefallen und Shopify hat ein Fünftel seines Wertes eingebüßt. Selbst Amazon hat zweistellig an Wert verloren, obwohl das Unternehmen aufgrund seiner Preissetzungsmacht als vergleichsweise sicherer Hafen in Inflationszeiten gilt. Die amerikanische Technologiebörse Nasdaq weist schon jetzt die schlechteste Januar-Performance seit 2008 auf – und der Monat ist noch nicht zu Ende. Statt „buy the dip“ verfolgen viele Anleger offenbar nun die „Sell the Rally“-Strategie. Der Plattform-Index gab in der vergangenen Woche 5,8 Prozent und damit weniger als der Nasdaq Composite nach. Der Grund war die vergleichsweise gute Wochenbilanz der chinesischen Plattform-Werte wie Meituan, Pinduoduo oder Renren, die von der Zinssenkung der chinesischen Notenbank und der Hoffnung auf ein baldiges Ende der scharfen Regulierung profitierten.
Ob der Ausverkauf in dieser Woche weitergeht, hängt entscheidend von der amerikanischen Notenbank ab, die am Mittwoch über ihren weiteren Zinskurs informiert. Viele Augen werden sich auch auf die Quartalszahlen von Apple und Microsoft in dieser Woche richten, die ebenfalls das Potenzial haben, den Markt wieder in eine positive Richtung zu drehen.
Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Netflix: -24 Prozent
Die Quartalszahlen für das vierte Quartal fielen im Rahmen der Erwartungen aus, aber die Prognose des Unternehmens, im ersten Quartal nur 2,5 Millionen neue Abonnenten zu gewinnen, schockte die Märkte. Netflix hat zuletzt Blockbuster wie „Don’t look up“ an den Start gebracht, hat aber mit „Bridgerton“ erst im März wieder attraktive Inhalte am Start. Zudem habe sich die Neukundengewinnung noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Pandemie eingependelt, nannte das Unternehmen als Begründung.
Shopify: -20 Prozent
Der Auslöser für den Kursrutsch war ein Bericht über aufgelöste Verträge für Warenhaus-Kapazitäten, die als eine Abkühlung des Geschäfts interpretiert wurden. Tatsächlich schafft Shopify mehr eigene Warenhaus-Kapazitäten, um eine höhere Kontrolle über die Lieferketten zu haben – ähnlich wie es Amazon in den vergangenen Jahren getan hat. Damit steigt kurzfristig das Investitionsvolumen, aber mittelfristig der Gewinn.
Renren: + 11,6 Prozent
Die Aktie des Social-Media-Netzwerks aus China hat in der vergangenen Woche weitere 11 Prozent zugelegt und ist mit einem Jahresgewinn von 280 Prozent einsamer Spitzenreiter unter den Plattform-Aktien. Die Regulierungsphase in China neigt sich ihrem Ende entgegen und Renren gilt als gut aufgestellt, sich in dem umkämpften Markt zu behaupten.
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen können die hier erwähnten Aktien besitzen bzw. sind bereits z.B. über ein Investmentvehikel in diese Aktien investiert. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und stellt eine freie Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.
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