Entwicklung des Plattform-Index: Chinesische Aktien unter Druck
Rolle rückwärts am Aktienmarkt: Mit steigenden Corona-Infektionszahlen sind an den Börsen auch die Konjunktursorgen wieder gestiegen. Als Ergebnis wenden sich die Anleger von den konjunkturabhängigen Werten ab und greifen wieder stärker nach Wachstumswerten. Die drei Portfolio-Unternehmen Apple, Microsoft und Amazon sind in der vergangenen Woche auf neue Höchststände geklettert, zumal in der bevorstehenden Quartalssaison weiter kräftige Gewinnzuwächse erwartet werden. Die Sektorrotation, die im Frühjahr begonnen hat, scheint somit beendet zu sein und sich wieder zurück in Richtung der Tech-Werte zu drehen.
Während die ökonomischen Faktoren den Plattform-Aktien weiter Rückenwind geben, ist die chinesische Regulierungspolitik zum größten Problem geworden. Dachte man, die regulatorische Unsicherheit sei mit den Kursabschlägen der vergangenen Wochen eingepreist, weisen die Untersuchungen der chinesischen Cybersicherheitsbehörde CAC gegen den Mobilitätsdienst Didi Chuxing nur zwei Tage nach dessen Börsengang in den USA auf eine neue Dimension im Technologie-Krieg zwischen den digitalen Supermächten hin: "China und die USA sind sich einig: Sie wollen den chinesischen Börsengängen in den USA ein Ende setzen. Die große Entkopplung geht weiter. Datensouveränität ist das Schlachtfeld der Zukunft" schreibt China-Experte Richard Turrin auf Linkedin. Die Behörde hatte Didi vor dem Börsengang gewarnt, durfte ihn aber nicht verbieten. Didi hat die Warnung offenbar ignoriert und darf sich nach dem Kursrutsch auf Klagen der Anleger vorbereiten, nicht ausreichend auf dieses Risiko hingewiesen zu haben. Bleibt chinesischen Unternehmen der Weg an die New Yorker Börsen von nun an versperrt oder wird gar ein Delisting forciert, sind weitere Kursabschläge nicht auszuschließen. Aktuell befinden sich daher keine chinesischen Aktien mehr im Portfolio.
Aufgrund der geschilderten politischen Restriktionen haben die TikTok-Mutter Bytedance, Linkdoc und Ximalaya ihre geplanten Börsengänge in den USA auf Eis gelegt. Das Vorgehen der chinesischen Behörden hat auch die Neuemissionen der vergangenen Wochen unter Druck gesetzt:
- Die Full Truck Alliance, das "Uber for Trucks" aus China, hat in der vergangenen Woche rund 16% an Wert verloren, allerdings am Freitag größere Verluste wieder wettgemacht. Das Unternehmen wird genau wie Kanzhun, Betreiber einer Job-Plattform in China, von der Cybersicherheitsbehörde untersucht. Kanzhun hat die starken Kursverluste am vergangenen Dienstag aber im Laufe der Woche wieder aufgeholt.
- Die Aktie von Didi Chuxing hat wegen der genannten Problem in der vergangenen Woche 20 Prozent an Wert verloren.
- Kuaishou Technology eine der größten Video-Plattformen in China, erging es ähnlich: -16 Prozent.
- Die indische Lieferplattform Zomato plant den IPO am 14. Juli und erwartet eine Bewertung von rund 9 Mrd. Dollar. ⇢ ETF Nachrichten
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen können die hier erwähnten Aktien besitzen bzw. sind bereits z.B. über ein Investmentvehikel in diese Aktien investiert. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und stellt eine freie Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachten Sie auch die ausführlichen rechtlichen Hinweise.
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