Inflation, Zinsen, China-Lockdown: Die Nervosität vor den Quartalszahlen der Plattformen steigt
25. April: Steigende Inflationszahlen, die zu starken Zinsschritten der US-Notenbank führen wird, sorgen zusammen mit der wachsenden Rezessionsgefahr aufgrund der Corona-Lockdowns in China für schlechte Stimmung an den Börsen. Alle Indizes geben aktuell weiter nach, da ein Ende der negativen Effekte noch nicht als erreicht gilt und das Schreckgespenst „Stagflation“ nicht auszuschließen ist. In diesem Sog haben schlechte Quartalszahlen wie die von Netflix in der vergangenen Woche die Nervosität weiter erhöht, bevor im Laufe der Woche die großen Plattformen Amazon, Microsoft, Apple und Alphabet mit guten Zahlen wieder für etwas mehr Zuversicht sorgen könnten. Der Plattform-Index hat in der vergangenen Woche 6,3 Prozent an Wert verloren.
Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien:
Netflix: - 35 Prozent
Statt 2,5 Millionen neuer Kunden verkündete Netflix den Verlust von 200.000 Abonnenten – was ausreichte, um den Aktienkurs zeitweise um 40 Prozent abstürzen zu lassen. Stärker werdende Konkurrenz, das Ende des Covid-Booms und Konsumenten, bei wegen der galoppierenden Inflation eine Sparmöglichkeit in hochpreisigen Abonnements suchen (und finden), setzen Netflix unter Druck, sich abermals neu zu erfinden. Möglichkeiten gibt es genügend: Ein werbefinanziertes Abo, die Übertragung von Sportveranstaltungen oder der bereits eingeleitete Einstieg in das Spielegeschäft wären gute Gelegenheiten. Damit würde sich Netflix zwar in Richtung eines Fernsehsenders verändern, aber die bei Plattformen übliche Kopplung von Märkten könnte auch in diesem Fall erfolgreich sein. Aufwendig produzierte Serien reichen offenbar nicht mehr aus.
Shopify: - 20 Prozent
Die Shopify-Aktie kam in der vergangenen Woche aus mehreren Gründen unter Druck: Neben Herabstufungen und Gerüchten, Shopify wolle Deliverr für 2 Mrd. Dollar kaufen, belastete vor allem die Ankündigung von Amazon, Pay with Prime einzuführen. Online-Händler, die Fulfillment by Amazon nutzen, können Amazons kostenlose Lieferung und die Zahlungsabwicklung künftig auch für die Transaktionen auf ihren eigenen Websites anbieten. Da Amazons Lieferhärte legendär ist, werden viele Käufer diese Funktion gerne in Anspruch nehmen, was einerseits Amazons Logistik-Infrastruktur besser auslastet und dem Unternehmen zusätzlich jede Menge wertvoller Daten für das eigene, hochprofitable Werbegeschäft liefert. Beide Effekte schwächen Shopify perspektivisch. Amazon hat in den vergangenen Jahren zugelassen, dass Shopify die Infrastruktur für die „Anti-Amazon-Allianz“ aufbaut – und nun angefangen, diesen Fehler zu beheben. Ganz nebenbei greift Amazon mit diesem Schritt auch die anderen Versender wie UPS oder FedEx an, die bisher schon die Hälfte des Paketgeschäftes in den USA an Amazon verloren haben.
Meta: - 12 Prozent
Die schwächer als erwarteten Werbezuwächse des Konkurrenten Snap haben auch die Meta-Aktie belastet. Analysten hatten bereits zuvor nur geringe Zuwächse in der Social-Media-Werbung erwartet, während für die Google-Mutter Alphabet ein robustes Geschäft vorhergesagt wurde. Nach der Enttäuschung bei den Zahlen für das vierte Quartal wächst die Nervosität vor einer weiteren Enttäuschung, die der Zuckerberg-Konzern seinen Anlegern bereiten könnte.
Twitter: + 2 Prozent
Die offenbar bevorstehende Übernahme durch Elon Musk gefällt immerhin den Aktionären. Bei den Nutzern hält sich die Begeisterung eher in Grenzen, sollte zum Beispiel Donald Trump wieder zu Twitter zurückkehren dürfen. Sollte Musk tatsächlich den Zuschlag erhalten, wäre die Chance für den Bau einer Twitter-Alternative so groß wie nie. Wer steigt in den Ring? Google und Apple hätten die Ressourcen und wären groß genug, nicht von Musk übernommen zu werden.
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