Plattformen bleiben trotz Zinssorgen auf Wachstumskurs
5. September. Die klare Ansage der US-Notenbank, die Inflation weiterhin konsequent mit steigenden Zinsen zu bekämpfen, hat die amerikanischen Plattform-Aktien in der vergangenen Woche unter Druck gesetzt. Die US-Arbeitsmarktzahlen hatten am Freitag zwar kurzfristig für Entlastung gesorgt, da weniger neue Stellen geschaffen wurden als erwartet und auch die Arbeitslosenquote leicht gestiegen ist. Beide Aspekte haben die Hoffnung erhöht, dass die US-Notenbank die Zinsen beim nächsten Schritt „nur“ um 0,5 Prozentpunkte erhöhen wird. Dennoch haben die Plattform-Titel im Wochenvergleich 2,7 Prozent nachgegeben, aber sich damit abermals besser als die Technologieaktien geschlagen.
Auch für die chinesischen Plattformen gab es makroökonomischen Gegenwind. Abermalige Corona-Lockdowns und die Immobilienkrise belasten die Wirtschaft, die weit von ihren üblichen Wachstumsraten entfernt ist. Da die Zinssenkung keine stimulierende Wirkung entfaltet hat, gehen der chinesischen Regierung so langsam die Instrumente aus, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Dennoch bleiben viele Plattformunternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Expansionskurs. Drei Beispiele:
Apple will sein Team, das für die Vermarktung der Werbeflächen zuständig ist, verdoppeln. Nachdem der iPhone-Hersteller von 18 Monaten die Möglichkeiten zielgerichteter Werbung für Unternehmen wie Facebook, Snap oder Twitter mit einer Änderung seiner Datenschutzeinstellungen massiv beschnitten hat, profitiert Apple nun davon, als Betreiber des Betriebssystems alleinigen Zugang zu den relevanten Nutzerdaten zu besitzen. Apples Werbegeschäft wachse nun „unglaublich schnell“, heißt es in einer Stellenausschreibung. Das Geschäft habe sich von wenigen Hundert Millionen Dollar am Ende des vergangenen Jahrzehnts auf 5 Mrd. Dollar in diesem Jahr erhöht und könnte in 4 Jahren schon 30 Mrd. Dollar betragen, schätzt das Forschungsunternehmen Evercore ISI.
Amazon hat rund 1 Mrd. Dollar für Lizenzrechte und Produktion der Serie „Die Ringe der Macht“ ausgegeben – die teuerste Produktion aller Zeiten. Das Ziel: Die Zahl der Prime-Nutzer weiter zu erhöhen, die Amazon neben monatlichen Abo-Einnahmen auch zusätzliche Handelsumsätze bringen. 25 Millionen Menschen haben den Start der Serie am vergangenen Wochenende auf Amazon Prime verfolgt.
Alibaba investiert weiter in seine Tochtergesellschaft Lazada, um das Handelsgeschäft in Südostasien zu stärken und nach Europa zu expandieren. Lazada, einst von den Samwers als Zalando-Klon gegründet, gehört seit 2016 zu Alibaba und weist inzwischen 300 Millionen Nutzer auf. Mit der Expansion nach Europa will sich Alibaba vom schwächelnden China-Geschäft entkoppeln.
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