The Original Platform Fund im OMR-Podcast "Ohne Aktien wird schwer".
Im Gespräch mit Noah Leidinger gibt es Antworten auf die Fragen
- warum Plattformen das überlegene Geschäftsmodell sind,
- warum die Bewertungen der Plattformen anderen Maßstäben unterliegen als Unternehmen mit klassischen linearen Geschäftsmodellen
- wie wir unsere Portfoliounternehmen auswählen und
- wie klassische Unternehmen sich in Plattformen transformieren
Und hier unsere Antworten auf Noahs Fragen schriftlich:
Was sind Plattformen?
FRAGE: Mit eurem neuen Plattform-Fonds investiert ihr in die spannendsten Plattform-Aktien.Daher die offensichtliche Frage: Was sind Plattform-Unternehmen genau und welche Faktoren zeichnen sie aus?
TOPF: Plattformen sind Unternehmen, die Interaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern ermöglichen. Im Fall von Uber also zwischen Taxifahrer und Fahrgast. Aber moderne Plattformen tun noch viel mehr: Sie etablieren Netzwerkeffekte zwischen diesen Akteuren, damit diese voneinander profitieren können. Sie bauen Ökosysteme um das Kerngeschäft herum und nutzen inverse Strategien wie App-Stores, um Innovationen und Produkte von außen auf die Plattform zu holen. Und sie nutzen die anfallenden Interaktionsdaten, um neue Monetarisierungsmöglichkeiten zu schaffen. Zum Beispiel betreibt Alibaba mit den Daten seiner eine Milliarde Nutzer und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz inzwischen eine ganze Fabrik, um nur noch die Produkte herzustellen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch verkauft werden. Aber nur wenige hochentwickelte Plattformen wie Amazon oder Alibaba setzen alle vier Komponenten ein; die meisten beschränken sich auf 1oder 2. Die Rolle als Interaktionsprovider ist aber Kernelement aller Plattformen.
Sind die hohen Bewertungen gerechtfertigt?
FRAGE: Google, Facebook, Amazon: Viele der größten und erfolgreichsten börsennotierten Firmen sind Plattformen-Aktien. Allerdings werden viele dieser Firmen auch mit überdurchschnittlich hohen Umsatz- und Gewinnmultiples bewertet. Was macht Plattform- Unternehmen aus Sicht von Investoren so attraktiv? Und sind die höheren Bewertungsmultiples gegenüber anderen Geschäftsmodellen gerechtfertigt?
TOPF: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Plattformunternehmen etwa doppelt so schnell wachsen und doppelt so profitabel sind wie klassische Unternehmen. Aufgrund der Überlegenheit ihres Geschäftsmodells werden sie an den Börsen daher zu Recht auch höher bewertet, wie der Plattform-Index, auf dem unser Fonds basiert, seit 5 Jahren zeigt. Aktuell sind Plattformen wie Google oder Facebook aufgrund ihres starken Gewinnwachstums aber gar nicht mehr höher bewertet als zum Beispiel Adidas.
Wie sind Verluste der Plattformen zu bewerten?
FRAGE: Viele Plattformmodelle zeichnen sich durch sehr hohe Margen im Kerngeschäft aus und sind so zu den wertvollsten Unternehmen der Welt geworden. Es gibt aber auch andere Plattformen, die seit ihrer Gründung enorm hohe Verluste machen und im Kerngeschäft eigentlich keine attraktiven Margen haben. Bestes Beispiel dafür sind die Ride-Hailing Giganten Uber oder Didi. Kann man die hohe Bewertung (Uber wird fast zum Zehnfachen des Umsatzes bewertet) aus einer Plattformlogik heraus dennoch rechtfertigen?
TOPF: Anders als klassische Unternehmen benötigen Plattformen eine – mehr oder weniger –lange Anlaufphase, um die Netzwerkeffekte zu etablieren und die Ökosysteme zubauen, bevor sie auf einen meist steilen Wachstumspfad einschwenken. Bei Amazon hat diese Aufbauphase zehn Jahre gedauert. Mobilitätsplattformen benötigen ebenfalls viel Zeit, haben aber einen klaren Plan vor Augen: Die dominante Plattform zu sein, wenn autonome Autos auf die Straßen kommen und Fahrten dann viel günstiger werden. In keine Branche fließt aktuell mehr Risikokapital alsin die Mobilität. Sicher eine große Wette, aber die erhofften Erträge sind mindestens genauso groß. In den USA und Asien sind die autonomen Fahrzeugeschon auf den Straßen unterwegs.
Wie wählt ihr die Plattformen für das Portfolio aus?
FRAGE: Wie geht ihr beim Plattform-Fonds an die Auswahl der einzelnen Aktien heran? Versucht ihr einfach das Spektrum aller relevanten Plattform-Modelle abzudecken, oder schaut ihr euch auch Faktoren wie die Bewertung an und lasst Firmen mit eher unattraktiven Geschäftsmodellen wie z.B. Uber außen vor?
TOPF: Wir analysieren die Geschäftsmodelle und nehmen nur moderne Plattformen auf. Davon gibt es aktuell etwa 100. Daraus suchen wir dann die 25 vielversprechendsten Werte aus, also Unternehmen, die nach unserer Meinung besonders gut positioniert sind und hohe Wachstumsdynamiken aufweisen. Da Plattformen aber nie gradlinig wachsen, sondern immer wieder Investitionsphasen einschieben, diean den Börsen eher ungern gesehen werden, ist die Bewertung des aktuellen Entwicklungsstadiums so wichtig. Uber ist aktuell nicht im Portfolio, da die Investitionsphase noch ziemlich lang ist.
Welche Aktien gefallen euch besonders gut?
FRAGE: Wenn du eine oder zwei Aktien herausgreifen müsstest, die dir aus Sicht des Geschäftsmodells oder des attraktiven Bewertungsniveaus besonders gut gefallen, welche sind das und wieso?
TOPF: Da Plattformen ihre Vorteile in der Regel mit zunehmender Größe besser ausspielen, gehören Branchengrößen wie Google oder Facebook aktuell ins Portfolio. Interessant finden wir auch die israelische Job-Plattform Fiverr, die gerade Freelancer und ihre Kunden zusammenbringt. Aus der B2B-Welt, die auf dem Weg in die Plattformökonomie noch ganz am Anfang steht, gefällt uns Intuit gut. Das Unternehmen zeigt, wie eine eher unsexy daherkommende Branche wie Steuerberatung elegant in ein Plattform-Modell transferiert werden kann.
Gibt es Beispiele für Transformationen in ein Plattform-Modell?
FRAGE: Wenn man an Plattform-Unternehmen denkt, denkt man sofort an die großen Digitalfirmen. Gibt es auch traditionelle Unternehmen, zum Beispiel aus dem DAX, die sich im Laufe ihrer Geschichte von einem linearen Geschäftsmodell zu einem Plattform-Modell entwickelt haben? Oder gibt es Plattform-Unternehmen, die auf den ersten Blick gar nicht nach einer Plattform aussehen?
TOPF: Es gibt einige Beispiele für eine komplette Transformation, zum Beispiel der chinesische Versicherer Ping An. Auch Nike ist schon weit vorangekommen, eine Plattform um seine Produkte herum zu bauen. Im Dax sehe ich Plattformmodelle in traditionellen Unternehmen aber bestenfalls als Beimischung. SAP ist auf dem Weg zur Plattform schon am weitesten gekommen.
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen können die hier erwähnten Aktien besitzen bzw. sind bereits z.B. über ein Investmentvehikel in diese Aktien investiert. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und stellt eine freie Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachten Sie auch die ausführlichen rechtlichen Hinweise.
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