US-Konzerne hängen Europas Unternehmen ab
13. September. „In jeder Krise vergrößern die 500 größten US-Konzerne ihren Gewinn- und Renditevorsprung gegenüber Europa“, titelt das Handelsblatt am Montag. Während die deutsche Wirtschaft schwächelt, dürften die drei Plattformunternehmen Apple, Microsoft und Alphabet 2022 netto etwa 245 Milliarden Dollar verdienen – doppelt so viel wie alle 40 Dax-Konzerne zusammen. Doch die USA überzeugen nicht nur im Digitalen, sondern auch in der Breite mit hochprofitablen Unternehmen in vielen Schlüsselbranchen wie Pharma, Industrie oder Handel. Der jahrelange Vorsprung der Digitalkonzerne habe inzwischen einen selbstverstärkenden Effekt, von dem - über die Digitalbranche hinaus - auch andere Branchen profitierten. Einst war die Informations- und Kommunikationstechnik ein für sich stehender Spezialsektor, doch jetzt seien Unternehmen in jeder Branche auf Daten samt Speicherung und Weitergabe angewiesen. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass 70 Prozent der Wertschöpfung in der gesamten Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren digital ermöglicht werden – eine Entwicklung, die vor allem den Cloud-Sparten der Digitalkonzerne in die Hände spielt. Dort werden nicht nur Daten gespeichert, sondern auch mit Anwendungen verknüpft, zum Beispiel für Künstliche Intelligenz oder Machine Learning.
Über die Robustheit der Plattformen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und die Zukunftsaussichten haben wir in der vergangenen Woche mit Fundscene gesprochen. Titel des Talks: Mit Plattform-Aktien durch die Krise. (Link zur Aufzeichnung ⇢ https://fundscene.com/livestream-mit-plattform-aktien-durch-die-krise/)
Die Hoffnung, dass der Preisauftrieb seinen Höhepunkt überschritten hat und damit der Druck auf die amerikanische Notenbank zu weiteren Zinserhöhungen langsam nachlässt, hat den Plattform-Aktien Auftrieb gegeben. Zwar rechnet die Mehrheit mit einem weiteren kräftigen Zinsanstieg um 0,75 Prozentpunkte bei der nächsten FED-Sitzung am 21. September, doch danach könnte der Druck auf die Notenbanker angesichts wieder sinkender Energiepreise nachlassen.

Zu den Gewinnern der Woche zählten der Taxidienst Lyft, Coinbase und Delivery Hero aus Deutschland.
Apple: +1 Prozent
Apple hat das neue iPhone 14, die Airpods Pro 2 und auch neue Apple-Watches vorgestellt. Wie schon häufig in der Vergangenheit waren die Verbesserungen an den Geräten eher inkrementell, was aber noch nichts über deren Verkaufserfolg aussagt. Erst im Weihnachtsgeschäft wird sich zeigen, ob die Konjunktureintrübung die Nachfrage nach den neuen Geräten eintrüben wird. Meist tauchen ab Mitte November die ersten Details zu Lieferketten und Produktionsmengen auf, die zu entsprechenden Kursausschlägen führen. Aktuell sind die meisten Analysten aber positiv gestimmt: Laut Bloomberg raten derzeit 37 Apple-Experten zum Kauf, elf zum Halten und zwei zum Verkaufen. Ihr durchschnittliches Kursziel liegt bei knapp 182 Dollar – rund 15 Prozent über dem aktuellen Kurs. Neuen Schwung für die Aktie könnte von der VR/AR-Brille ausgehen, die Apple – Gerüchten zufolge – im kommenden Frühjahr auf den Markt bringen will. Das wäre eine neue Produktkategorie, um die herum wieder ein Plattform-Modell für Software und Anwendungen gebaut werden könnte.
Uber: +9,4 Prozent
Der Taxi-Dienst, der inzwischen mehr Umsatz mit Essenlieferungen erzielt, profitierte von einer Partnerschaft mit Nuro. Uber will seine Mahlzeiten künftig mit den autonomen Fahrzeugen von Nuro ausliefern. Das Unternehmen hat einen Klein-Lieferwagen entwickelt, der ohne Fahrer auskommt und für Kurzstrecken konzipiert ist. Das Projekt soll im Herbst starten und schrittweise ausgeweitet werden.
LYFT: + 24 Prozent
Die LYFT-Aktie reagierte auf Gerüchte, der Autohersteller GM könne den Taxidienst übernehmen. GM hat schon früh in LYFT investiert und könnte sich mit der Übernahme für den anstehenden Wettbewerb der autonomen Mobilitätsdienste rüsten. GM steht auch hinter Cruise, einem Entwickler autonomer Fahrzeuge.Die klare Ansage der US-Notenbank, die Inflation weiterhin konsequent mit steigenden Zinsen zu bekämpfen, hat die amerikanischen Plattform-Aktien in der vergangenen Woche unter Druck gesetzt. Die US-Arbeitsmarktzahlen hatten am Freitag zwar kurzfristig für Entlastung gesorgt, da weniger neue Stellen geschaffen wurden als erwartet und auch die Arbeitslosenquote leicht gestiegen ist. Beide Aspekte haben die Hoffnung erhöht, dass die US-Notenbank die Zinsen beim nächsten Schritt „nur“ um 0,5 Prozentpunkte erhöhen wird. Dennoch haben die Plattform-Titel im Wochenvergleich 2,7 Prozent nachgegeben, aber sich damit abermals besser als die Technologieaktien geschlagen.
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