Viele Plattformen erholen sich von ihren Tiefständen
20. Juni. Hohe Inflationswerte haben die Notenbank in den USA und Europa in der vergangenen Woche zu kräftigen Zinserhöhungen veranlasst, die wiederum die Rezessionsängste angefacht haben. Die Folgen waren deutlich Kursverluste, unter denen die Standardwerte aber stärker gelitten haben als die Plattformen. Einige Investoren greifen bei den gesunkenen Bewertungen inzwischen wieder zu. Allerdings lassen die makroökonomischen Risiken, die von den hohen Energie- und Rohstoffpreisen ausgehen, die meisten Anleger weiterhin in Wartestellung verharren. Inzwischen erholen sich viele Plattformen von ihren Tiefständen, wie der Blick auf die Performance im vergangenen Monat zeigt. Insgesamt hat der Plattform-Index in der vergangenen Woche zwar 2,8 Prozent verloren, sich aber abermals besser als der Markt geschlagen.

Unter den Plattform-Werten zeigten sich die asiatischen Titel in der vergangenen Woche weiter verbessert. Full Truck Alliance, JD Health, iQiYI, Didi Global und Bilibili legten jeweils zweistellig zu. Der Taxidienst Didi Global hat innerhalb eines Monats nun schon 88 Prozent an Wert zugelegt, wird die Wall Street allerdings in Kürze verlassen und dann nur noch OTC in Amerika gehandelt.
Aber auch US-Plattformen wie Carvana, Sprout Social, Xometry, Roku oder Vroom legten deutlich zu. Offenbar spekulieren die Anleger auf ein Ende der Korrektur bei diesen Werten, die meist noch im Investitionsmodus sind, keine Gewinne erzielen und daher – wie die Autohändler Carvana oder Vroom - von der Korrektur besonders scharf getroffen wurden. Vor allem die Autohändler haben massiv in den Aufbau der Infrastruktur investiert, was kurzfristigen Anlegern gar nicht gefiel, aber zum Wesen (und Geschäftsmodell) einer Plattform gehört.
Zur Entwicklung des chinesischen Plattform-Marktes haben wir vergangene Woche ein Webinar veranstaltet, das auf Youtube angeschaut werden kann.
Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Alibaba: +3,8 Prozent
Mit der Alibaba-Gesellschaft Ant Group fing im Herbst 2020 die scharfe Regulierungsphase an. Nun könnte sie hier enden: Die Ant Group hat von den Behörden den Status einer Finanzholding erhalten, was den Weg an die Börse (endlich) freimachen könnte und Alibaba-Aktie aufgrund seiner 33%-Beteiligung helfen könnte. Was von der ursprünglichen Bewertung von 280 Mrd. Dollar allerdings noch übrig ist, wird sich erst noch zeigen, denn mit den Aktienkursen sind auch viele Pre-IPO-Bewertungen abgesackt. Zum Beispiel ist die schwedische Finanzplattform Klarna statt der 46 Mrd. Dollar vor Jahresfrist offenbar nur noch 15 Mrd. Dollar wert.
iQiYi: +15,3 Prozent
Baidu möchte offenbar seine Mehrheitsbeteiligung an iQiYi, dem „chinesischen Netflix“ verkaufen, da Videos nicht mehr zur strategischen Ausrichtung auf künstliche Intelligenz und autonomes Fahren passen. Der angepeilte Verkaufspreis liegt deutlich über dem aktuellen Kurs, was die iQiYi-Aktie deutlich angeschoben hat.
Xometry: +14,6 Prozent
Die Industrie-Plattform wurde nach starken Quartalszahlen von mehreren Analysten gut bewertet. Unternehmen können auf Xometry freie Produktionskapazitäten von CNC-Maschinen anbieten und nachfragen. Die Produktionsaufträge werden an geeignete Industriebetriebe weitergeleitet. Die Übernahme des amerikanischen B2B-Marktplatzes ThomasNet hat den Anspruch untermauert, eine führende Rolle im industriellen Plattformgeschäft zu spielen.