Zinssorgen belasten Plattform-Aktien
22. August. Nach den kräftigen Kursgewinnen der vergangenen Wochen gehen die Anleger aktuell in Deckung und warten auf die Zinssignale, die von der Tagung der US-Notenbanker in Jackson Hole zu erwarten sind. Notenbanker James Bullard, bekannt für eine harte Linie, hat sich im Vorfeld schon für einen abermaligen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten ausgesprochen, während der Markt mehrheitlich von 0,5 Prozentpunkten ausgegangen war. Viele Anleger haben Wachstumswerte in den vergangenen Tagen abgestoßen und einen Teil der Gewinne, die seit Mai aufgelaufen sind, mitgenommen. Die weiter steigenden Energiepreise haben die Hoffnung auf ein Ende der Inflationsspirale getrübt. Entsprechend gab der Plattform-Index in der vergangenen Woche 2,6 Prozent nach.
Vergleichsweise gut haben sich die chinesischen Werte entwickelt, die umgekehrt von steigenden Zinsen in China profitiert haben. Die Regierung geht den umgekehrten Weg: Statt Zinserhöhungen zur Drosselung der Inflation greifen die Chinesen aktuell zu Zinssenkungen, um die erlahmte Konjunktur wieder anzukurbeln. Überhaupt zählen asiatische Plattformen zu den Gewinnern der Woche: Istyle Inc (Japan), Affle (Indien), Mercari (Japan), Vipshop (China), TuanChe (China) oder Schwergewichte wie Tencent oder Ping An Bank gingen als Gewinner aus dieser schwierigen Börsenwoche.

Entwicklung ausgewählter Plattform-Aktien in der vergangenen Woche:
Affle India: + 11 Prozent
Einer der Superstars auf dem prosperierenden indischen Plattform-Markt ist Affle India. Die Aktie hat in den vergangenen drei Jahren rund 735 Prozent zugelegt und auch in der aktuellen Bereinigung kaum verloren. Affle ist spezialisiert auf mobile Werbung und betreibt dafür einige Plattformen im Konsumenten- und Unternehmenssegment.
Adyen: -13 Prozent
Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen hat zwar sein Transaktionsvolumen um 60 Prozent und den Umsatz um 37 Prozent erhöht, aber der Gewinn konnte mit dem Tempo nicht mithalten. Steigende Kosten für Reisen und Neueinstellungen belasteten die Bilanz, was der Börse nicht gefiel.
Amazon: -3,5 Prozent
Gerüchte, Amazon steigen in den Bieterkampf um Signify Health ein, ließen die Aktie in dem ohnehin schwachen Umfeld zurückfallen. Der Anbieter häuslicher Gesundheitsdienste steht für rund 8 Mrd. Dollar zum Verkauf. Amazon hat erst kürzlich 1Life Healthcare für 3,9 Mrd. Dollar übernommen, um Gesundheitsdienstleistungen für die Angestellten von Unternehmen anbieten zu können. Zusammen mit dem Medikamentenversender PillPack hätte Amazon dann schon drei Standbeine im Gesundheitsmarkt zusammen. Da sich aber ein Bieterkampf um Signify Health abzeichnet, könnte die Übernahme teuer werden, weshalb die Anleger eher skeptisch sind.
Sea Ltd: -28,4 Prozent
Die Handelsplattform hat zwar ordentliche Zuwächse hingelegt, aber auch größere Verluste als erwartet ausgewiesen und nur eine durchwachsene Prognose für das zweite Halbjahr abgegeben. Als Ergebnis gab die Aktie kräftig abermals kräftig nach. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus nun 71 Prozent.
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen können die hier erwähnten Aktien besitzen bzw. sind bereits z.B. über ein Investmentvehikel in diese Aktien investiert. Dieser Beitrag dient lediglich der allgemeinen Information und stellt eine freie Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.
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